Alchemie

Die Alchemie

Alchemie 4 - Mystik - Die Ursprünge von Chemie und Physik

Mit der Bezeichnung Alchemie verbinden wohl die meisten Menschen geheimnisvolles Wissen, das Ewige Leben, die Erschaffung von Gold und vielleicht sogar die Herstellung von mächtigen Zaubertränken.

Die Alchemie (auch Alchymie oder Alchimie) kann heutzutage wahrscheinlich als Ursprung der modernen Wissenschaften wie Physik, Chemie und Mathematik angesehen werden. Mit großer Sicherheit kann man dies für manch erzielte Ergebnisse der Alchemie so sehen, doch das eigentliche Ziel der Alchemie war wohl ein anderes. Allerdings gibt es viele Spekulationen und wenig feste Beweise, wo die Alchemie ihren Anfang nahm.

Es ist nicht ganz sicher, woher der Ausdruck "Alchemie" ursprünglich stammt. Doch leitet man es vom arabischen al-kimiya ab, so lässt sich das Wort deuten als "die Zauberkraft des schwarzen Landes" und bezieht sich auf Nordägypten. Die arabische Bezeichnung al-kimiya widerrum hat ihre Wurzel aus dem ägyptischen "kmm" und bedeutet schwarz.

Die Ursprünge der Alchemie

Viele Quellen sprechen dafür, dass die Alchemie ihren Ursprung in Ägypten und Mesopotamien hat. Ägyptische Aufzeichnungen auf Papyrus aus dem 3. Jahrhundert weisen mehrere hundert Rezepte über die Herstellung von Farben und Parfüms auf, die hauptsächlich von den Priestern für religiöse Zwecke benötigt wurden. In der Stadt Edfu, in Oberägypten, sind viele dieser Rezepte auf den Tempelwänden eingraviert. Man kann also davon ausgehen, dass sich dort auch Laboratorien der Priester befunden haben mussten.

Es sind auch viele Rezepte aufgeführt, wie man unedle Metalle veredeln bzw. verfälschen kann. Die Nachfrage nach edlen Metallen war sehr groß und die findigen Priester unternahmen damals viel, um das Volk mit angeblicher Magie zu beeindrucken und natürlich damit auch zu beeinflussen.

Doch die Veredelung von Metallen – vorzugsweise in Gold – war nicht nur eine praktische Kunst der Alchemie – vielmehr hatte sie noch eine religiöse und geistige Komponente. Je nach Volk oder Kultur traten diese beiden Seiten – die praktische und die esoterische – unterschiedlich stark hervor. Als Zeitraum der Anfänge kann man wohl das 1. Jahrhundert vor Christus betrachten. Zu diesem Zeitpunkt verfügten die Menschen schon über ein hohes Maß an praktischen chemischen Kenntnissen, die mit der griechischen Philosophie und den orientalischen Religionen zusammentrafen.

Der göttliche Patron dieser Wissenschaft war der ägyptische Gott Thot bzw. sein griechisches (hellenistisches) Gegenstück Hermes Trismegistos. Unter seinem besonderen Schutz standen die Geheimwissenschaften der okkulte Weisheiten wie Astrologie, Magie, Mystik, Geheimsymbole u.a.. Ihm schrieb man auch die "Tabula Smaragdina" – die smaragdene Tafel – zu. Auf ihr soll das gesamte esoterische Wissen thesenartig zusammen getragen sein. Diese Tafel galt als "Bibel" und Grundtext der esoterischen Alchemie.

Zusammenfassend beschreiben diese Thesen nicht die Verwandlung von Metallen, sondern die Veredelung des Menschen zu einem höheren Wesen.

Weiterentwicklung der Alchemie

Alchemie 1 - Mystik - Destillationsofen mit Kondensatoren
J.R. Glauber, ein deutscher Chemiker und Pharmazeut des 17. Jhs., entwarf diesen Destillationsofen mit Kondensatoren. Sein Ziel war das Endziel aller Alchemisten

Im 8. Jahrhundert eroberten die Araber Ägypten. Sie interessierten sich besonders für die praktischen und nützlichen Aufzeichnungen der Alchemie. Sie verbesserten die Laboratoriumstechnik und entwickelten ein Destillationsverfahren, das besonders für die Herstellung von ätherischen Ölen genutzt wurde. Die Alchemie bahnte sich von dort aus ihren Weg nach Spanien und verbreitete sich in ganz Europa.


Alchemie im Mittelalter

Alchemie 2 - Mystik - Rezept vom Stein der Weisen
Von links nach rechts und von oben nach unten stellen diese Abbildungen aus einem Werk J.C. Barkhusens, einem Chemieprofessor aus dem 18. Jh., die Entstehung des Steins der Weisen dar.

Das Interesse an der Alchemie wuchs unaufhörlich, denn durch die Kreuzzüge wurde die Vermarktung von Duftstoffen aus dem Orient eine gewinnbringende Einnahmequelle. Im beginnenden Mittelalter (1200-1300) konzentrierte man sich dann sehr stark auf die Metallumwandlung bzw. die Metallfärbung.

In der Zeit (1300-1600) vermehrte sich dann die Zahl der Alchemisten auf eine beträchtliche Anzahl. Die Suche nach dem "Stein der Weisen" begann. Auch hierbei trennten sich die Lager wieder in praktische und esoterische Alchemie. Die Praktiker versuchten den Wünschen verarmter Herrscher und Fürsten nachzukommen und Blei in Gold zu verwandeln. Für viele Scharlatane bedeute diese Zeit tatsächlich das Schaffen von Gold. Allerdings in Form von enormen Honorarforderungen an die Auftraggeber. Soweit bisher bekannt, schaffte dennoch kein Alchemist die beweisbare Goldumwandlung. Einzig Nicolas Flamel behauptete Quecksilber in Silber und Gold umgewandelt zu haben. Er wurde sehr reich und nährte damit natürlich das Interesse an der Alchemie.

Einen anderen Weg gingen die esoterischen Alchemisten. Für sie stellte der "Stein der Weisen" ein Lebenselexir dar. Es sollte eine Universalmedizin sein, die nicht nur alle Krankheiten heilen konnte, sondern auch ewiges Leben verleihen sollte. Diese Richtung ebnete den Weg für die heutige Medizin.

Gleichfalls entwickelte sich die Alchemie dieser Zeit zu einem starken Grundstein des christlichen Glaubens. Alle christlichen Lehren wurden im Sinne der Alchemie gedeutet oder als Symbole für alchemistische Erscheinungen und Verfahren genutzt.

Trennung von praktischer und esoterischer Alchemie

Im 17. Jahrhundert – der Zeit der wissenschaftlichen Revolution – wurde die praktische Alchemie wissenschaftlich genauer unter die Lupe genommen und wandelte sich in Grundlagen der Naturwissenschaften, wie wir sie heute verstehen.

Die esoterische Alchemie wurde in geheimen Zirkeln, Geheimbünden und versteckten Organisationen heimlich weitergeführt – um der immer stärker werdenden Inquisition zu entgehen.
Inwieweit die Studien heute noch durchgeführt werden ist nicht bekannt – aber sicherlich wird die Suche nach dem "Stein der Weisen" nie aufhören.

Text auf der Smaragdtafel:

Alchemie 3 - Mystik - Die Smaragdtafel

Wahr, wahr, ohne Zweifel und gewiss: Das Untere gleicht dem Oberen, und das Obere dem Unteren, zur Vollendung der Wunder des Einen. Und wie alle Dinge aus dem Einen sind, aus der Meditation des Einen, so werden auch alle Dinge aus diesem Einen durch Abwandlung geboren. Sein Vater ist die Sonne, seine Mutter der Mond; der Wind hat es in seinem Bauch getragen; seine Säugamme ist die Erde.
Es ist der Vater aller Wunderwerke der ganzen Welt. Seine Kraft ist vollkommen, wenn es in Erde verwandelt worden ist. Scheide die Erde vom Feuer und das Feine vom Groben, sanft und mit grossem Verstand. Es steigt von der Erde zum Himmel empor und kehrt von dort zur Erde zurück, auf dass es die Macht des Oberen und Unteren empfange.

So wirst du die Herrlichkeit der ganzen Welt besitzen, und alle Finsternis wird von dir weichen. Dies ist die Kraft aller Kräfte, denn sie besiegt alles Feine und durchdringt das Feste. So wurde die Welt erschaffen.

Daher werden wunderbare Abwandlungen und Anwendungen bewirkt, zu denen hier die Mittel gegeben. Und Hermes Trismegistos bin ich genannt, weil ich die drei Teile der Weisheit der ganzen Welt besitze